Diplomarbeit - bauernsachen.at
Schüler der i:HTL Bad Radkersburg haben ausgetüftelt, wie man Lebensmittel der Region nachhaltig verkaufen, kaufen und zustellen kann.
Schüler der i:HTL Bad Radkersburg haben ausgetüftelt, wie man Lebensmittel der Region nachhaltig verkaufen, kaufen und zustellen kann. „Bauernsachen.at“ heißt der Prototyp.
Von Helmut Steiner
Es gibt sie noch am Land: Die Bäcker, die ein oder zwei Mal in der Woche durch ihren Rayon fahren und direkt bei den Häusern ihre Erzeugnisse verkaufen. Auf das Grundprinzip dieser Verkaufsfahrten setzen Julia Fröhlich (Halbenrain), Lukas Mischak (Bad Radkersburg), Oliver Stangl (Klöch) und Manuel Gießauf (Gnas) auf. Und das mit sehr viel Hirnschmalz und vor allem viel Programmierarbeit. Denn das Quartett, das in Kürze in der i:HTL Bad Radkersburg maturieren wird, hat als Diplomarbeit einen Online-Shop entwickelt, über den es möglich ist, regionale Lebensmittel einfach und nachhaltig zu kaufen, verkaufen und zuzustellen. Bauernsachen.at haben sie den Prototypen getauft, der die ökologische Zustellung regionaler Lebensmittel möglich machen soll.
Julia Fröhlich ist die treibende Kraft im Team. Was die Produkte des Shops betrifft, ist sie erblich vorbelastet – oder wie sie lächelnd gesteht: „Das ist mir in die Wiege gelegt worden.“ Ist sie doch die Tochter des ersten steirischen Reisbauern Ewald Fröhlich. Das Konzept der „Bauernsachen“ unterscheidet sich von einschlägigen Plattformen und Online-Shops in einem wesentlichen Punkt: dem ökologischen Ansatz.
„Es geht nicht darum, die Produkte nach einer Bestellung so schnell wie möglich zuzustellen. Die Verkaufsfahrten werden geplant, wie sie bei uns im kleinen Maß schon üblich sind“, erläutert Fröhlich. Die Kunden wissen, wann eine Verkaufsfahrt in ihrem Gebiet stattfindet, und bestellen die gewünschten Produkte für diesen Tag. „So profitiert auch die Umwelt, weil bei einer einzigen Fahrt eine Vielzahl von Kunden beliefert werden kann“, betont die i:HTL-Maturantin.
Die „Bauernsachen“ bieten eine Reihe von Vorteilen: Das beginnt – neben der nachhaltigen Zustellung – beim bequemen Bestellen von Daheim und endet bei der Möglichkeit für die Landwirte, auf ihrer eigenen Oberfläche die Produktparameter flexibel einzustellen. Das schafft Planbarkeit und Übersicht. Bezahlt wird bei der Bestellung mit bekannten einschlägigen Formen. So muss man bei der Lieferung nicht daheim sein. „Wir wollen aber auch eine vereinfachte Form anbieten, damit man bei Übernahme bar bezahlen kann“, betont Julia Fröhlich.
Aus der Taufe gehoben wurde das Thema am Ende des vergangenen Schuljahres. Corona hat die Idee verstärkt. Dass E-Commerce im Zeitalter der Digitalisierung auch für Vermarktung und Vertrieb in der Landwirtschaft immer wichtiger wird, war den Schülern bewusst.
„Uns hat natürlich auch der technische Hintergrund interessiert“, erzählt Manuel Gießauf. „Man muss schon gute Programmierkenntnisse haben“, betont Julia Fröhlich. Das klingt nach Untertreibung. Denn Josef Maßwohl, Standortleiter der i:HTL Bad Radkersburg, bestätigt: „Sie mussten sich vieles außerhalb des Unterrichts erarbeiten.“ Die Schüler konnten zwar auf ein gängiges Shop-System aufsetzen (siehe Infobox), aber sie hatten viele eigene Ideen, für die es keine fertigen Lösungen gibt.
Was jetzt vorliegt, ist der technische Prototyp und das Konzept. Fröhlich ist gerade dabei, einen Businessplan zu erstellen, wie Realisierung und Finanzierung aussehen könnten. Übernehmen könnte das Projekt eine Genossenschaft regionaler Landwirte oder ein externer Betreiber. „Die Schüler sind ja keine Gründer“, stellt Maßwohl klar. Interessenten sind willkommen.
So Funktioniert Der Online-Shop Bauernsachen:
Das Shop-System setzt auf Woocommerce auf. Die Technologie macht es möglich, grafische Oberflächen und APPs zu programmieren. Dazu können spezielle Funktionalitäten des Konzepts programmiert werden.
Die Oberfläche des Kunden ist ein Online-Shop. Am Beginn der Bestellung wird ein Verkaufstag, der dem Kunden aufgrund seines Wohnortes vorgeschlagen werden, gewählt. Dann werden für diesen Tag Lebensmittel bestellt. Der Abschluss der Bestellung ist die Direktüberweisung.
Jeder Landwirt kann wichtige Produktionsparameter seiner Produkte einstellen, wie Stückzahl, Zeitspanne die er zwischen Bestellung und Lieferung für die Herstellung benötigt. Er hat auch eine Übersicht über Bestellungen an den jeweiligen Verkaufsfahrten. Spätestens am Morgen des Auslieferungstages muss der Landwirt die Lebensmittel ins Lager bringen und in die „Kunden-Kisterln“ sortieren.
Der Zusteller hat eine Übersicht der Bestellungen nach Verkaufsfahrt sortiert. Er kann die Produkte, die im jeweiligen „Kunden-Kisterl“ für die Zustellung einsortiert sein sollten, überprüfen.
Ein Administrator kann über eine grafische Oberfläche die Verkaufsfahrten verwalten.
https://www.ihtl.at/diplomarbeiten/diplomarbeiten/schuljahr-2020-21/